Im folgenden ein Auszug aus der Festschrift zum 40-jährigen Jubiläum der Kinderfasnet aus dem Jahre 1993, geschrieben von der ehemaligen Schulleiterin unserer Schule Brigitte Umbach.
Der Uranfang der Liebenauer Kinderfasnet geht zurück auf die "Narrenmutter" Paul Burkhardt.
Großmutterhaube, langer Rock und Spitzenhosen, löchriger Sonnenschirm und Kinderwagen waren seine "Markenzeichen".
1951 sammelte er maskierte Kinder aus Langentrog und Schwarzenbach und zog mit ihnen querfeldein nach Hohenreute.
1952 Im nächsten Jahr wurden die Mäschkerle beim Umzug bereits gefahren und durften sich im Langentroger Saal austoben.
1953 luden die Initiatoren Paul Burkhardt (Ottmarsreute), Wilhelm Blaser (Sandgrub), Alfons Weishaupt (Hohenreute) und Karl Weishaupt (Langentrog) zu einer Sitzung in den Adler nach Langentrog ein. 6 weitere Herren, unter ihnen der damaliger Schulleiter Albert Fischer, hatten ein Herz für Kinder und Fasnet und schlossen sich zum "Weisen" oder "Närrischen Rat" zusammen und besprachen, wie man die Kinderfasnet planmäßig organisieren könnte. Damit legten sie den Grundstein zur LIEBENAUER KINDERFASNET.
1953 und 1954 fanden unter Mitwirkung der Musikkapelle Obereschach große Festumzüge mit bis zu 10 Wagen statt. Herr Georg Biegger nahm am Umzug mit Pferdegespann, Karl Amann und Alfons Diemer mit Ponys teil. Man traf sich im Adlersaal von Langentrog. Am 21.11.1953 wurde der Beschluss gefasst, die Kinderfasnet nicht zu groß und umfangreich, dafür aber recht gemütlich und zünftig aufzuziehen. Diesem Beschluss fühlt sich das Komitee heute noch verpflichtet.
1954 Paul Burkhardt besorgte Stoff, Frau Fischer nähte die Narrenfahne.
1955 hat sich die Kinderfasnet bereits so abgespielt, wie sie heute noch unsere Kinder begeistert: Umzug von der Schule zum "Hirschen", dort findet das Narrentreiben mit Programm unter der Regie der Schule im Saale statt.
Erstmals wird das Narrenlied gesungen (gedichtet und komponiert von Lehrer Albert Fischer)
Die Organisatoren - allesamt ortsansässige Honoratioren, bezeichneten sich als Fasnetskomitee. Beides hat sich bis heute erhalten.
1956 Der "Schlachtruf" Ali - ala wird eingeführt.
1959 Für die heißbegehrte "Wurst- und Weckenverteilung" werden "Märkle" ausgeteilt, weil sich inzwischen viele "fremde" Kinder bei der "Narrenspeisung" einschmuggelten.
Die Finanzierung der Kinderfasnet gestaltete sich oft schwierig. Anfangs spendeten die Narrenväter vom Komitee die nötigen Finanzen. Auch Wirt Hubert Wagner aus Obereschach griff dem armen Verein einmal unter die Arme und bewahrte ihn dadurch vor Bankrott und Auflösung. Später wurden bei der Bevölkerung "Blümchen" verkauft, bzw. bei jedem Schüler 50 Pfennige eingesammelt. Die Gemeinde trägt seit 1956 zur Finanzierung bei.
1967 seither spendiert Hubert Hilebrand die Limonade für die Schüler der Klassen 1-9.
1974 Von Erwachsenen wurde 1 DM Eintritt kassiert, der später auf 2 DM angehoben wurde. Dieses Jahr (1993) werden erstmals 3 DM verlangt. Alles, auch die Fasnet, wird eben teurer.
1975 Eine Schülerin der 3. Klasse, Ulrike Wiedemann, verunglückte wenige Tage vor dem Kinderfasnetstermin tödlich. Keinem war mehr zum Feiern zumute und so wurde die Kinderfasnet abgesagt. Im Juni fand ersatzweise ein Sommerfest statt, das groß und klein so gut gefiel, sodass es seither alljährlich abgehalten wird. Die anschließende abendliche Dorfhockete erfreut sich bei der Bevölkerung zunehmender Beliebtheit.
Da auch dieses Fest unter der Regie des Fasnetskomitees steht, können die im Sommer getätigten Einnahmen stets das "Fasnetsdefizit" decken und den Schülern teure Extrawünsche erfüllt werden.
1976 Seither gibt es im Umzug immer wieder Festwagen oder große Schlitten, nicht mehr von Pferden, sondern nur noch von den weniger gefährlichen Traktoren gezogen.
1979 Das Programm, das die Schüler aufführten, wurde erstmals unter ein Motto gestellt.
1981 wurde die Kinderfasnet um eine Woche vorverlegt, da der bisherige Termin "Fasnetssamstag" in einer Reihe schulfreier Tage lag.
1982 wurde auf Anregung von Josef Diemer und Anton Leiter der erste Narrenbaum an der Schule gesetzt.
1989 fand eine "Vereinsumformung" statt. Das Komitee heißt nun "Förderverein der Eduard-Mörike-Schule e.V.". Neu ist nur der Name - ansonsten blieb alles beim bewährten Alten. Die "maßgeschneiderte Satzung" stammt von Paul Gesell. Michael Friedrich ist der Initiator des "Liebenauer Kinderfasnets-Ordens". Zur Erinnerung an ein Requisit der Narrenmutter Paul Burkhardt zeigt er einen Kinderwagen.
1991 wurde die Fasnet land auf land ab wegen "politisch ernster Lage" (Golfkrieg) abgesagt. Wie 1975 wird ein Ersatztermin gesucht, an dem die Kinder ihre "Wurst und Wecken" erhalten sollten. Helmut und Brigitte Blaser schlugen vor, einen "Funken" abzubrennen. Das Komitee stimmte dem "einmalig" zu und organisierte einen herrlichen Funkensonntagabend.
Komiteemitglied Josef Diemer nahm das zum Anlass, eine "Funkengemeinschaft" zu gründen. Ihm glückte damit ein Volltreffer - sowohl was die Mitglieder betrifft, als auch die Veranstaltungen selbst (Funken abbrennen und Maibaum setzen).
1992 Bürgermeister Weiß überbrachte von der Gemeinde eine neue Narrenfahne, die Hubert Abt gemalt und Brigitte Blaser genäht haben. Sie ist im Stoff der Originalfahne von 1954 und im Bild dem Fasnetsorden nachgestaltet.